Digitale Grundversorgung

Digitale Grundversorgung von Koblenzer Senioreneinrichtungen auf dem Prüfstand

Der Seniorenbeirat nimmt eine Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) zur Situation der digitalen Grundversorgung in Alten- und Pflegeheimen zum Anlass, um in den Koblenzer Einrichtungen genau hinzuschauen

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen trifft die Corona-Pandemie besonders hart: Sie gelten als Risikogruppe, die Einrichtung selbst im Fall einer Infizierung als möglicher Superspreader, und beide werden daher besonders geschützt: aus dem Abstandsgebot ist ein Besuchs- und Kontaktverbot geworden. Familie und Freunde, die in Corona-Zeiten ihre Lieben in Senioreneinrichtungen besuchen wollen – meistens nur ein frommer Wunsch.

Alternativ ist die digitale Kontaktaufnahme zu ihren Lieben den Bewohnerinnen und Bewohnern von Senioreneinrichtungen oft nicht ohne weiteres möglich, obwohl die meisten von ihnen das Internet schon nutzen (lt. Digitalindex 2019/2020 über 80% der 60- bis 69-Jährigen und 52% der über 70-Jährigen). Denn nach einer Pflegemarkt-Umfrage von 2018 stellten weniger als ein Drittel der Pflegeheime in Deutschland einen W-Lan-Anschluss zur Verfügung, der Anteil der Heime mit kostenlosem Netzzugang lag bei 6 Prozent. Fraglich ist, was und ob sich überhaupt etwas bis heute an diesem Zustand geändert hat.

Um die digitale Grundversorgung in allen Alten- und Pflegeheimen sicher zu stellen, fordert die BAGSO in ihrer Stellungnahme die Einrichtung von kostenlosem W-Lan für die Bewohnerinnen und Bewohner, die entsprechende Geräteausstattung, die Bereitstellung einer einheitlichen Software, Coaching beim Einstieg ins Internet, aber auch die Sicherung digitaler Kompetenz in der Pflegeausbildung. Dabei seien vor allem die Kommunen gefordert, denn „der barrierefreie Internet-Zugang von Bürgerinnen und Bürgern und ihre Befähigung zur Nutzung von Smartphones und Tablets gehören heute zur kommunalen Daseinsvorsorge“, wie es in der Stellungnahme heißt. Die dafür vom Bund bereitgestellten Mittel seien vorhanden.

Vorstand und Plenum des Koblenzer Seniorenbeirates haben, wie der Vorsitzende Prof. Dr. Heinz-Günther Borck dem von Helga Schiffer geleiteten Arbeitskreis Gesundheit und  Betreuung bei seiner Begrüßung am Freitag, dem 25.09.2020, erläuterte, die Stellungnahme der BAGSO zum Anlass genommen, den Arbeitskreis zu beauftragen,  belastbare Informationen über den Ist-Zustand der digitalen Grundversorgung in den Koblenzer Senioreneinrichtungen zu sammeln und zu analysieren. Hierzu wird ein strukturierter Fragebogen entwickelt, der den Alteneinrichtungen in Kürze zugehen soll und um dessen rasche und vollständige Bearbeitung der Seniorenbeirat bittet.

Das Ergebnis der Umfrage wird auf der nächsten Sitzung des Arbeitskreises, die – sofern COVID 19 keinen Strich durch die Rechnung macht – im November stattfindet, diskutiert.

Helga Schiffer, Leiterin und Sprecherin des Arbeitskreises „Gesundheit und Betreuung“: „Für jeden Menschen sind Kontakte lebenswichtig, ganz gleich, wie alt er ist. Im Seniorenalter nehmen die Kontakte zwangsläufig ab – die Kolleginnen und Kollegen auf der Arbeit sind nicht mehr da, der freundliche Plausch im Bus auf der Fahrt von und zur Arbeit, Freunde sterben, der Kontakt zur Familie wird immer wichtiger. Digitale Medien können diesen Kontakt sicher nicht ersetzen. Aber sie helfen, schwierige Zeiten wie diese zu erleichtern und Maßnahmen, die oft zur ‘Isolation‘ von Bewohnerinnen und Bewohnern der Koblenzer Alteneinrichtungen führen, abzumildern. Es liegt nicht in unserem Interesse, schwarze Schafe anzuprangern, sondern Möglichkeiten zu finden, die Situation der älteren Menschen in den Koblenzer Senioreneinrichtungen zu verbessern.“

Der nächste Arbeitskreis (Termin wird noch bekannt gegeben) tagt, wie alle Arbeitskreise des Seniorenbeirates, öffentlich. Interessenten werden um telefonische Anmeldung im Sekretariat des Koblenzer Seniorenbeirates unter 0261-1005026 gebeten. Eine Teilnahme an der Sitzung ohne Anmeldung ist mit Blick auf die derzeit geltenden AHA-Maßnahmen leider nicht möglich.